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Eigenschaften biologischer Gruppen ergeben sich aus denen der Individuen, ergo findet die Selektion auf Ebene des Individuums statt, jedoch ist für eine Population die Auswirkung eines Selektionsfaktors auf die Genfrequenz (das sogenannte Gendrift), laut der synthetischen Evolutionstheorie (siehe Mayr 2003), als Erweiterung der klassischen Evolutionstheorie von Charles Darwin und Alfred Russel Wallace entscheidend. In diesem Zusammenhang spielt die Theorie der Verwandtenselektion (vgl. Hamilton 1963, S. 354 ff.) eine bedeutende Rolle. Die Gesamtfitness ist laut diesem Konzept sowohl an der Eigenschaft des Individuums als auch an der Verbreitung unter Verwandten feststellbar. Je höher der Verwandtschaftsgrad ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit der Weitergabe eigener Gene an die nachfolgenden Generationen. Dies wird dann auch zur Verbreitungsmaximierung eingesetzt und an Umweltbedingungen durch natürliche Selektion angepasst. Dieses „Helfer-Gen“ Konzept wird auch laut der Theorie des reziproken Altruismus vertreten (vgl. Rice 2007, S. 16 f.). Dieses besagt, dass nicht nur zwischen Verwandten Hilfe angeboten wird, sondern auch dann, wenn als Folge seiner Hilfeleistung, auch eine Gegenhilfestellung erwartet wird (vgl. Trivers 1971, S. 35 ff.). Diese Theorie der Reziprozität wurde durch Experimente und Modelle wie das Gefangenendilemma als Teil der Spieltheorie unter Beweis gestellt. Auf Basis dieser Erkenntnisse kann man die Muster des menschlichen Sozialverhaltens ableiten.

Auch in der menschlichen Soziobiologie treten die Verwandtenselektion oder der reziproke Altruismus durch selektive, gesellschaftsübergreifend übereinstimmende Verhaltensmuster auf (vgl. Krüger 1990, S. 135 ff.). So werden gesellschaftsdienliche Verhaltensmuster, wie eine etablierte Paarbindung, mütterlicher Schutztrieb, Respekt vor Rangordnung und Fremdrevieren auch genetisch bzw. endokrinologisch selektiert (siehe Zippelius 2011). Bei elterlichen Schutz- und Pflegeaufgaben bspw. werden evolutionsbedingt Oxytocine, während bei Verstößen gegen Fremdreviere Stresshormone wie Cortisol ausgeschüttet werden, um die Gesellschaft von Konflikten zu entlasten. So geht man davon aus, dass es angeborene Verhaltensdispositionen als Elemente unserer Moral, Rechtsgefühls und Gerechtigkeitsvorstellungen gibt (siehe Wilson 1980). Konrad Lorenz geht ebenfalls von einer Wechselwirkung zwischen genetisch bedingter geistiger Entwicklung und kultureller Verhaltensweisen aus. Besser angepasste Verhaltensweisen werden häufiger verbreitet, und somit hilft Kultur bei der besseren Lösungsfindung essentieller Probleme wie die Selbsterhaltung (siehe Lorenz 1973).


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